Sopro Naturstein- Expertenseminar in Laas, Südtirol
Rund 30 Teilnehmer erkundeten den Laaser Marmor
Vom 04.-06.10.2022 fand das Naturstein-Expertenseminar der Sopro Bauchemie GmbH in Laas statt.
Rund 30 Teilnehmer hatten dabei die Möglichkeit, den Laaser Marmor – Abbau unter Tage und dessen Verarbeitung im Werk zu erkunden sowie einen ortsansässigen Bildhauer und eine Ausbildungsstätte für Steinmetze zu besuchen.
Am Vorabend der Veranstaltung stimmte sich die Gruppe mit einer Führung durch Laas bereits auf den Hauptveranstaltungstag ein. „1 m3 = 17.000 €!“ Mit diesen Worten überraschte Franz Waldner, Direktor a.D. seine ZuhörerInnen zur Einführung in den Stein Laaser Marmor. Laaser Marmor sei der qualitativ hochwertigste Marmor und in Saudi-Arabien und Amerika wäre man bereit, diese Qualitäten zu zahlen. Gespickt mit spannenden Informationen zur Geschichte des Laaser Marmors und zu den Transportsystemen vom Berg ins Tal, führte Waldner die Gruppe in die Bildhauerschule, wo es Werkstücke der angehenden BildhauerInnen zu bestaunen und bewundern gab. Beachtenswerte Prüfungswerkstücke, die innerhalb von 2 Tagen zur Perfektion gebracht werden mussten!
Während früher der größte Teil des Marmors an BildhauerInnen verkauft wurde und nur wenig an Unternehmen, ist es heute inzwischen andersherum: Der Marmor wird verbaut. Als weiterer interessanter Fakt kam heraus, dass die BildhauerInnen heute überwiegend weiblich sind. Zwei Drittel der zukünftigen KünstlerInnen kommen aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Frankreich. Das Land Südtirol übernimmt hierbei die Gesamtkosten der Grundausbildung. Das war ein sehr spannender Einstieg in die Welt des Laaser Marmor, bevor es am nächsten Tag ins Herz des Marmors ging.
Patrick Pritzi, von der Firma Lasa Marmo GmbH, eröffnete die Tagung in der Remise von Lasa Marmo und stellte einen der härtesten Marmore der Welt vor sowie das neue Planungstool DDL: slabs.lasamarmo.it. Hier werden die originalen, zur Verfügung stehenden Marmorplatten auf digitaler Basis erfasst und lassen sich so gleich ins Projekt visuell einsetzen. Damit kann man das gesamte Erscheinungsbild, Strukturen, Geometrie und Formen, erfassen, viele Male ändern und ausprobieren. Eine tolle Entscheidungshilfe vorab- dennoch sollten sich Interessenten und Käufer auch den direkten Besuch des Werkes gönnen! Kaum ein anderes Steinbruchunternehmen leistet sich eine so große Ausstellung an Marmorsteinen für die Angebotsauswahl, ergänzt durch riesige, betretbare Musterflächen. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass der Betrieb aus insgesamt 65 Personen besteht – 17 im Marmorabbau, 25 in der Verarbeitung und der Rest teilt sich auf in Verkauf, Verwaltung und die Außenstelle in Verona.
Gang über das riesige Gelände und durch die Produktion
Es folgte ein überwältigender Gang über das riesige Gelände der ausgestellten und zum Kauf angebotenen, als auch künstlerisch verarbeiteten, Marmorsteine. Dann ging es durch die Produktion. In den Polierstraßen werden die Steinplatten automatisch digitalisiert und damit für die zuvor erwähnte digitale Plattform nutzbar gemacht, über die man das Bauprojekt mit den ausgewählten Stücken darstellen kann. Jede Marmorplatte liegt dafür als digitale Kopie vor.
Dr. rer. nat. Anette Ritter-Höll, Diplom-Geologin, Industrie-Betriebswirtin, Beratende Geowissenschaftlerin BDG und von der IHK öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Naturstein, fasste die Entstehung des Laaser Marmors auf spannende Weise zusammen. Der Laaser Marmor ist aus einem Meer entstanden, in dem sich vor ca. 200 mio. Jahren Kalkschlamm abgelagert hatte. Im Zuge der Entstehung der Alpen – als sich die afrikanische unter die europäische Platte schob -wurde dieses Meer angehoben bzw. zusammengedrückt. Aus dem Kalk mit vielen Fossilien entstand durch Druck und Umwandlungsprozesse der Laaser Marmor. Durch diese Prozesse sind auch die Fossilien „verloren“ gegangen. Der Laaser Marmor wird unterirdisch abgebaut. Das Marmor-Vorkommen ist ein mehr oder weniger horizontales, manchmal auch leicht geneigtes Band zwischen Glimmerschiefern (oberhalb und unterhalb des Marmorbandes). Typisch für den Laaser Marmor ist das weiße zuckrig-kristalline Aussehen. Dieser ist aber nicht nur durchgehend weiß, rein weiß sind die kleinsten Abbauflächen, sondern er hat häufig auch eine graue Musterung, die den Stein in schönen Adern oder Wolken durchzieht. Jede Platte ist ein Unikat, daher rät Fr. Dr. Ritter-Höll auch in diesem Fall die Rohplatten mit dem Bauherrn zusammen anzusehen, um wahrzunehmen wie die Steine in der Zusammenstellung wirken. Gerade hierbei sollte der Kunde beraten und die Musterung aufgezeigt werden. Aber wie verlegt man den Stein nun, wenn man sich für Laaser Marmor entschieden hat? Entlang der Merkblätter des DNV -Deutscher Natursteinverband geht Sebastian Kammerer, Dipl.-Ing. (FH), Leiter der Anwendungstechnik, Sopro Bauchemie GmbH, die Verlegung im Dick-, Mittel- und Dünnbettverfahren durch und erklärt, was bei jeder Verlegeart in Bezug auf den Naturstein zu beachten ist. Anhand von 2 cm dünnen Laaser Marmor Platten hatte er Verlegetests durchgeführt: Laaser Marmor nimmt wenig Wasser auf und ist unkritisch im Hinblick auf Verschüsselungen. Für die Verlegung empfiehlt Kammerer den Fliesenkleber Sopro‘s No. 1 silver, welcher aufgrund der schnellen kristallinen Trocknung ideal für diesen Marmor ist. Trotzdem verfügt dieser Mittelbettmörtel über eine lange Verarbeitungszeit, was einen Pluspunkt im Handling für den Verarbeiter darstellt. Zudem eignet er sich für Wand- und Bodenanwendungen und kann bei Bedarf auch im Mittelbett bis 20 mm Schichtdicke eingesetzt werden. Beim Abschlemmen sei darauf zu achten, die Fliesen ganz zu überschlemmen, um Rahmenbildung zu vermeiden, falls man nur die Fugen abschlemmt. Genau gesagt gibt es aber nicht den einzigen richtigen Kleber für Natursteine, die Wahl des Klebers hängt vielmehr immer auch von der Baustellensituation ab. So berichtete Kammerer von einer Badezimmerbaustelle mit Fußbodenheizung auf der Laaser Marmor verlegt wurde. Hier hatte man sich für den hochwertigsten Fliesenkleber Sopro megaFlex TX S2 667 entschieden, da es sich bei diesem Objekt um sehr großformatige Platten handelte und hier der megaFlex mit seiner höheren Verformbarkeit zusätzliche Sicherheit bot. Mit dem Sopro’s No. 1 silver hat er die helle Mörtelfarbe, die lange Verarbeitbarkeit aber auch die hohe kristalline Wasserbindung gemeinsam.
Mit Gruppentaxis ging es dann den Berg hinauf zum unterirdischen Abbau des Marmors
Der Bergwerksleiter Hans Hauser empfing die Gruppe und übernahm die Führung. Im Fußmarsch ging es durch die hohen Marmorgänge in verschiedenen Ebenen, während der Abbau nebenher weiterlief und die Gruppe riesige Bagger und Abbaumaschinen im Einsatz beobachten konnte. Ca. 4.000 Kubikmeter gesunder Marmor würden pro Jahr abgebaut, das sind ca. zwei LKW’s pro Tag mit bis zu 30.000 t an Marmorblöcken, die vom Berg ins Tal zur Produktion und zur Ausstellungsfläche gebracht werden.Mit der Gruppe vor der Marmorwand im Stollen, erklärte der Bergwerksleiter wie der Abbau vor sich gehe. Die Marmorvorkommen seien manchmal 50-60 Meter mächtig. Es wird von oben nach unten abgebaut, da man später, wenn die Stollen immer größer werden, oben nicht mehr an die Decke kommt. Blöcke mit den Abmessungen 3 x 3 x 2 Meter werden abgebaut. Um die Blöcke herauszulösen wird bei Lasa Marmo gesägt und mit einem mit Wasser gefüllten Kissen gedrückt, nicht gesprengt! Der Block wird oben, unten und seitlich geschnitten. An der Hinterseite bleibt der Block fest mit dem Berg verbunden. Um den Marmor hinten abzuschneiden wird ein Zugangskanal festgelegt. In diesen werden die mit Wasser gefüllten Kissen eingeführt und der Marmor abgedrückt. Sobald ein Gang fertig abgebaut ist, nehmen Hans Hauser und sein Team sich nun den Teil vor, auf dem sie stehen. Dadurch entstehen riesige Stollen, so hoch wie eine Kathedrale. Der Block wird dann auch an seiner hinteren Seite gesägt, da diese nun auch erreichbar ist. acht cm2 pro Stunde arbeitet sich die Säge dabei durch den Marmor.
Zum Abschluss eine Bildhauerei
Zum Abschluss besuchte die Gruppe noch die Bildhauerei Mayr Josef in Laas. Hier kommen klassisch künstlerische Arbeitsweise und moderne Ideen zusammen, die in einem Design-Award 2021 gipfelten: Ein Sousa-Phone, gegossen aus einer Mischung von Zement und Laaser Marmormehl, mit einer Halterung für das Mobiltelefon, welches an dieser Position einen tollen Sound im Retrodesign zaubert und so manchen Lautsprecher in Designerwohnungen ablöst. Einzigartig – und ein neues Standbein für eine Bildhauerei.
An klassischen Arbeiten konnte die Gruppe Figuren und Bilder aus Marmor sowie aufwändig gestaltete Grabsteine bewundern. Anhand eines Punktiergerätes wurde erklärt wie – in Handarbeit – die Nachbildung eines Originals haargenau sichergestellt werden kann.