Sopro Bauchemie: „Unsere DNA ist Wachstum“

Schwierige Marktsituation sorgt für ein „unerwartet" moderates Umsatzergebnis

Die Pressekonferenzen der Sopro Bauchemie sind immer ein wahres Zahlen-Feuerwerk. Sopro Geschäftsführer Andreas Wilbrand versteht es wie kein Zweiter, mit umfangreichen Statistiken und Fakten ein detailliertes Bild des Gesamtmarktes zu zeichnen und daraus auch die Umsatzerfolge seines Unternehmens abzuleiten. Doch in diesem Jahr war einiges anders…

Denn nach aktuellem Stand wird die Sopro Bauchemie Deutschland in 2022 „nur“ ein Umsatzwachstum von ca. 2 bis 3% auf insgesamt knapp unter 200 Mio. € erzielen können. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies ein „unerwartet“ moderates Umsatzergebnis, weil das Unternehmen im letzten Jahr noch davon ausging, die 200 Mio. € Hürde überschreiten zu können. Die ehrgeizigen Sopro Geschäftsführer schienen fast ein wenig enttäuscht, dass sie die 200 Mio. Marke nicht knacken konnte. „Unsere DNA ist Wachstum“, so Wilbrand zu den aktuellen Zahlen. Doch bei näherer Analyse ist das Ergebnis angesichts des extrem schwierigen Umfeldes sicherlich dennoch zufriedenstellend. In der gesamten „Sopro Gruppe“, kumuliert mit allen Umsätzen der Sopro Auslandstöchter, Schwesterunternehmen und den Exportaktivitäten, wird Sopro voraussichtlich ein Wachstum von ca. 3 % auf insgesamt ca. 280 Mio. € erreichen. Damit konnte man als Gruppe im bauchemischen Kerngeschäft in vielen europäischen Ländern trotz generell widriger Umstände sein Spitzenpositionen in seinem Marktumfeld festigen.

Führende Marktposition ausgebaut

Es zeigt sich vor diesem Hintergrund, dass die Sopro Bauchemie in Deutschland die sortimentsbezogene führende Marktposition entgegen der Markt- und Wettbewerbsentwicklung sogar weiter ausbauen und festigen konnte. Wilbrand wollte dabei nicht verhehlen, dass die notwendigen Preisanpassungen zum Umsatzergebnis beigetragen haben. Entgegen der langjährigen Sopro Strategie mussten man zwei Preisanpassungen (März und August) im laufenden Jahr vornehmen. Sopro Geschäftsführer Michael Hecker wies allerdings auf der Pressekonferenz darauf hin, dass man die zahlreichen Preiserhöhungen von Zulieferern versuche so gut wie möglich selber aufzufangen.

Sopro PK

Dazu Andreas Wilbrand: „Wir haben dies aber immer mit ausreichenden Vorlaufzeiten und nachvollziehbaren Begründungen im Markt kommuniziert. Wir sind auch nicht dem verschiedentlich bekanntgewordenen Trend gefolgt, die Preisanpassung der Rohstoffpreisentwicklung folgend quasi im Monatsrhythmus vorzunehmen. Wir wissen sehr wohl, welche negativen Effekte damit in der Kaskade bis zum Investor ausgebildet werden. Eine wesentliche Prämisse müssen die Planbarkeit und die Durchsetzbarkeit von Preisen in der gesamten Wertschöpfungskette sein und bleiben. Dabei möchten wir festhalten, dass der Wettbewerb im bauchemischen Umfeld an Schärfe keineswegs nachgelassen hat und die generellen Margen, auch wegen der stark angestiegenen Beschaffungskosten für Energie, Rohstoffe und Verpackungen, enorm unter Druck stehen. Die Kostensenkungsmöglichkeiten sind weitgehend ausgereizt und ohne Innovationen würde es noch schwieriger werden. Es kommt in dieser Zeit wesentlich darauf an, dass sich Glaubwürdigkeit, Berechenbarkeit, gegenseitiges Verständnis und eine gute partnerschaftliche Kommunikation mit den Stakeholdern der Branche bewähren und im Tagesgeschäft ihre Gültigkeit behalten.“

Sopro Geschäftsführer Andreas Wilbrand
Sopro Geschäftsführer Andreas Wilbrand

Der Fliesen- und Baustofffachhandel ist für Sopro nach wie vor der dominierende Vertriebskanal. Die Marktanteile im Fachhandelsmarkt, der etwa 60 % des Gesamtmarktes repräsentiert und den die Wiesbadener stringent mit Produkten der Profimarke Sopro in einer klaren Vertriebsstrategie bearbeiten, liegen im Sortimentsbereich der Fliesentechnik nach eigenen Berechnungen weiterhin bei ca. 21 %. In den Verbandsstatistiken der Deutschen Bauchemie (DBC e.V.) und des Industrieverbandes Klebstoffe (IVK e.V.) erreicht Sopro bei den Klebern im eingeschränkten Wettbewerbsvergleich sogar Gesamtmarktanteile von über 30% und bei den Fugenmörteln von ca. 28%.

Der Bau- und Heimwerker Markt mit etwa 25 bis 30 % Gesamtmarktanteil, den Sopro in einer selektiven Vertriebspolitik und einer komplett getrennten Markenführung über ein Sortiment im Label Racofix bedient, hat sich in 2022 vergleichsweise zu 2021 wieder zufriedenstellend entwickelt. Der Sopro Marktanteil hier beträgt aber nur ca. 5%. Wilbrand: „Die Einschränkungen und befristeten Schließungen vieler Märkte in den ersten Wellen der Corona Pandemie sind im Einzelhandel vorbei und das Jahr 2022 verlief bisher ganz gut. Aktuell werden in diesem Vertriebskanal aber die allgemeine inflationsgetriebene Konsumflaute und die hohen Energiekosten bemerkbar und die Aussichten in Quartal 4/2022 und für das nächste Jahr sind eingetrübt.“

Fachkräftemangel: “Dequalifikationswelle“ seit 2004

Besonders der Fachkräftemangel bereitet Wilbrand und seinem Team weiterhin große Sorgen. Der Sopro Geschäftsführer sieht hier sogar eine “Dequalifikationswelle seit 2004” durch die zahlreichen mobilen Generalisten, die in der Regel keinen Nachwuchs ausbilden. Wildbrand: „Die Gewinnung von Handwerkernachwuchs stellt die Branche daher heute vor enorme Probleme und muss dringend durch geschlossene und wirksame Initiativen der Verbände und Organisationen angegangen werden.“

Zur Nachwuchsförderung in der Branche hat das Unternehmen auch in diesem Jahr wieder einmal über sein Verbandsengagement hinaus wesentliche Zeichen gesetzt. Dazu gehören u.a. der Wiesbadener AusbildungsSummit, die Unterstützung der Initiative TuWas! der FU Berlin, das Engagement in Ausbildungs- und Meisterschulen, die Unterstützung der Fliesenleger Nationalmannschaft sowie diverse Ausbildungsinitiativen bei verschiedenen Innungen, der AG Fliese im BDB sowie beim Fachverband Fliese und Naturstein FFN.

Auch in Messeauftritt hat Sopro in 2022 wieder investiert. Dabei standen vor allem die Nordbau und Galabau im Fokus. Die BAU 2023 steht bei Sopro fest im Kalender für das kommende Jahr. Wilbrand „Wir sind überzeugt, dass eine starke und kommunikative Präsenz auf Fachmessen ein in die Zukunft reichendes Medium des Kundenkontaktes und der Unternehmenskommunikation und -präsentation bleibt. So gehen wir auch zur nächstjährigen BAU 2023 nach München.“

Sein Akademieangebot hat Sopro ebenfalls ausgebaut. So begrüßte das Unternehmen Ende November mehr als 900 nationale und internationale Gäste bei seinem 11. Sopro Profi Tag in Mainz (wir werden noch ausführlich berichten). Diesmal wieder „live und on stage” und in neuem Umfeld, einer alten Industriehalle in der Mainzer Innenstadt. Die Wiesbadener haben bis Ende des dritten Quartals des Jahres 2022 insgesamt 484 Veranstaltungen online oder in Präsenz durchgeführt. An diesen Veranstaltungen haben mehr als 16.000 Teilnehmer teilgenommen

Mario Sommer, Leiter der Sopro Anwendungstechnik,
Mario Sommer, Leiter der Sopro Anwendungstechnik, informierte auf der Pressekonferenz über die neuen Referenzobjekte des Unternehmens.

2023 wird kein einfaches Jahr

Die Aussichten für 2023 beurteilt man angesichts zahlreicher Marktprobleme und des schwierigen Umfeldes verständlicher Weise zurückhaltend. „“Das Jahr 2023 wird kein einfach Jahr“, so Wilbrand, schließlich sei dies bereits das dritte Jahr in Folge mit einer Ausnahmesituation.

Dennoch werde weiter investiert und auch die Sortimente sollen erweitert werden. Wildbrand: „Wir werden uns im Rahmen neuer Möglichkeiten, die uns der Konzern und unsere zusätzlichen Fertigungskapazitäten bieten, in den Sortimenten erweitern. Dazu gehört auch der große Bereich des Zubehörs, des Reinigungs- und Pflegemittelsortimentes, weiterer spezialisierter Baustoffe und weitere Systeme, die zu unserer Ausrichtung im Markt passen.“ Auf Nachfrage erwähnt Wilbrand auf der Pressekonferenz, dass Bauplatten und Profile das eigene Angebot sinnvoll abrunden könnten. Gerade hat die Konzern-Mutter Mapei durch den Zukauf der Profilpas-Gruppe, die sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Profilen für Böden und Wände und Installationszubehör spezialisiert hat, dafür den ersten Grundstein gelegt (siehe auch unser Bericht hier).

Darüber hinaus haben inzwischen endlich die Bauaktivitäten für Neubaus eines modernen leistungsfähigen Laboratoriums für Forschung, Entwicklung und Anwendungstechnik, kombiniert mit einem attraktiven Kunden-Schulungszentrum in Wiesbaden, begonnen. Gleichzeitig hat man die Produktionskapazitäten am Standort Wiesbaden weiter ausbaut und eine komplett neue Mischerlinie mit einem zusätzlichen Produktionsvolumen von bis zu 70.000 to/a errichtet. Die Silos und viele korrespondierende Anlagenteile sind bereits montiert. Sopro erwartet die Inbetriebnahme noch im Dezember dieses Jahres.

Video-Interview mit Andreas Wilbrand und Michael Hecker, Sopro Bauchemie:

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