Beim Nachhaltigkeitsvortrag von Yves De Smet, Nachhaltigkeitsmanager beim belgischen Kleb- und Dichtstoffhersteller Soudal, herrschte bedrückende Stille. Zu krass, zu bedrückend, zu erschreckend waren die Zahlen und Fakten, die De Smet dort mit bunten Charts eindrucksvoll veranschaulichte. Ob Erderwärmung, Wasserverschmutzung, Luftverschmutzung, Artenvielfalt – fast überall ist das Gleichgewicht unserer Erde inzwischen massiv aus den Fugen geraten. Die Zuhörer mussten frustriert feststellen, dass es in vielen Bereichen nicht fünf vor zwölf ist für den Planeten Erde, sondern bereits Viertel nach Zwölf.
Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen, insbesondere – nein, gerade – aus der Bauchemie, gewinnen nicht nur deshalb zunehmend an Bedeutung. Für viele Hersteller ist Nachhaltigkeit und Umweltschutz kein billiger Marketing-Gag mehr, sondern eine ernsthafte Unternehmensverpflichtung, denn ab 2025 ist Nachhaltigkeit kein Kann-Faktor mehr, sondern ein Muss-Faktor!
Der Europarat hat bereits 2022 die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen gebilligt. Dies bedeutet, dass die Unternehmen ab 2025 verpflichtet sein werden, detaillierte Informationen zu Nachhaltigkeitsaspekten zu veröffentlichen. Dies soll die Rechenschaftspflicht der Unternehmen erhöhen, divergierende Nachhaltigkeitsstandards verhindern und den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft erleichtern. Mit der neuen Richtlinie werden detailliertere Berichtspflichten eingeführt, und es wird sichergestellt, dass große Unternehmen und börsennotierte KMU über Nachhaltigkeitsaspekte wie Umweltrechte, soziale Rechte, Menschenrechte und Governance-Faktoren Bericht erstatten müssen.
Nachhaltigkeit ist auch ein zentraler Bestandteil der Soudal-Unternehmensphilosophie. Dabei stellt sich die berechtigte Frage, ob Bauchemie überhaupt nachhaltig sein kann, denn selbst bei den umfangreichen Soudal-Maßnahmen bleibt das Problem, was mit den verklebten und beschichteten Produkten passiert, die sich nicht sortenrein trennen und wiederverwerten lassen.
Aber Nachhaltigkeit ist eben weit mehr als nur Kreislauffähigkeit. Seit vielen Jahren reduziert Soudal seinen ökologischen Fußabdruck durch gezielte Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen. Verpackungen werden beispielsweise aus wiederaufbereiteten Kunststoffen hergestellt. Diese Verpackungen selbst werden wiederum so oft wie möglich recycelt. Durch die Umstellung auf dünnere und damit leichtere Kartuschen hat Soudal außerdem den Kunststoffabfall bereits jetzt um rund 285 Tonnen pro Jahr reduziert. Um zu einer höheren Recyclingquote beizutragen, bietet Soudal auch ein komfortables Rücknahmesystem für leere PU-Schaumdosen an.
Mit einer eigenen Windkraftanlage am belgischen Hauptsitz in Turnhout reduziert das Unternehmen außerdem den CO2-Fußabdruck in der Herstellung deutlich: So wird bei guten Windverhältnissen bereits heute der gesamte Energiebedarf für die Produktion von PU-Schaum durch Windenergie gedeckt. Perspektivisch soll die gesamte Dichtstoff-Herstellung in Turnhout mit Windenergie betrieben werden. Weitere Werke sind bereits mit Solaranlagen ausgestattet und nutzen so ebenfalls erneuerbare Energien. Ressourcenschonung spielt auch beim Thema Wasser eine Rolle. Um den Verbrauch im Produktionsprozess zu reduzieren, hat Soudal verschiedene Systeme zur Regenwasserrückgewinnung eingeführt.
Andere Hersteller unternehmen mittlerweile ebenfalls enorme Anstrengungen zum Umweltschutz. Dies wurde auch auf der letzten Fachmesse BAU in München deutlich, wo das Thema Nachhaltigkeit im Fokus stand.
Doch Nachhaltigkeit kostet Geld, umweltfreundliche Produkte sind oft teurer. Nicht alle Kunden tragen die Anstrengungen zum Umweltschutz deshalb begeistert mit. Gerade Handwerker sind sehr treu, was den Kauf ihrer Produkte, Marken und Hersteller angeht. Man muss sie deshalb mühsam überzeugen, dass die “grünen Produkte” nicht nur umweltschonender sind, sondern auch ebenso gut funktionieren und meistens nicht viel teurer sind als die bisherigen. Denn Nachhaltigkeit gelingt nur dann, wenn alle an einem Strick ziehen.
Viele werden sich dabei fragen, was man als einzelner Verbraucher diesbezüglich überhaupt erreichen kann, wenn die großen Weltgemeinschaften, wie die USA und China, weiterhin die Umwelt massiv verschmutzen. Doch wenn wir nicht alle anfangen, diesen mühsamen Weg gemeinsam zu gehen, werden wir unseren Kindern und Enkeln eine Welt übergeben, die nicht mehr zukunftsfähig ist. Deshalb geht das Thema Nachhaltigkeit uns alle an – jeden Tag!