Meissen Keramik muss sein Werk in Ostdeutschland schließen. Insider verwundert diese Meldung nicht, denn die Rahmenbedingungen für die Fliesenproduktion in Europa werden immer schwieriger. Die sich gegenseitig verstärkenden Entwicklungen – abnehmende Nachfrage, steigender Kostendruck und wachsende Produktionskapazitäten im Ausland – haben den Produktionsstandort Meißen so weit unter Druck gesetzt, dass sich der polnische Mutterkonzern Cersanit nun zum Handeln gezwungen sah.
Obwohl die Polen – immerhin einer der größten europäischen Keramikplayer – noch in der Vergangenheit in Produktion, Logistik und Personal investiert hatten, waren die Marktgesetze nicht mehr wegzudiskutieren. Zu groß lastete der Kostendruck auf dem Standort, der den keramischen Billiglohnländern wie Indien, Türkei & Co. nicht mehr entgegen zusetzen hatte als schönes Design und einen klangvollen Namen mit 150-jähriger Tradition.
Immerhin: Der Name, ergo die Marke, überlebt. „Die Marke, die Vertriebsmannschaft etc. bleiben erhalten. Es ist einzig und allein die Produktionslinie in Meißen, aus den schon genannten Gründen, betroffen. Aus den polnischen Werken werden wir, wie die Jahre zuvor, die Marken Meissen und Cersanit vermarkten. Da hat sich auch nichts geändert“, so Hakan Inaltekin , Geschäftsleitung Vertrieb/ Marketing bei Meissen Keramik, gegenüber 1200Grad. Eine kluge Entscheidung, denn Keramik aus Meißen hat beim Kunden einen gute Klang, auch wenn dafür vornehmlich der Ruf der blauen Schwerter des Meißener Porzellans verantwortlich ist.
Die anderen deutschen Fliesenhersteller stehen ebenfalls unter Druck, denn die Rahmenbedingungen sind für sie gleich schlecht. Carlo Cit von der Hansa Unternehmensberatung sieht die deutschen Fliesenhersteller sogar aktuell als eine der großen Verlierer des Marktes, wie er in seiner letzten Studie hervorgehoben hat (siehe Bericht hier).
Nichtsdestotrotz muss man einigen deutschen Werken, wie z.B. der Steuler-Gruppe, bescheinigen, dass sie einen guten und professionellen Job machen. Sich gegen die Produktionsvorteile der Billiglohnländer zu stemmen, wie z.B. geringe Umweltauflagen, Dumping-Lohnkosten oder staatliche Subventionen etc., ist keine leichte und darüber hinaus eine überaus unfaire Aufgabe. Aber sie ist machbar – leider nicht mehr für Meissen Keramik.