
Kommentar: (K)ein Revival der beige-grünen Horrorbäder
In der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) gibt es eine interessante, kleine Rubrik mit dem Namen „Vor 40 Jahren“. Der kleine Kasten beleuchtet das Zeitgeschehen aus diversen Lebensbereichen der letzten vier Jahrzehnte.
Vor kurzem ging es unter der Überschrift „Deubau 77“ um die damals in der Messe Essen durchgeführten Baufachmesse Deubau. Dort hieß es in der Berichterstattung über die Messe: “Im Trend liegen u.a. Fliesen mit Blumenmotiven“. Und weiter: “Im Badezimmer blühen Blumen sogar auf der Toilettenschüssel. Auch Zahnbecher, Tapeten und Handtücher gibt es mit Blumenmotiven.“
Eine kleine Meldung mit viel Aussagekraft. Nicht nur dass die Messe heute einen neuen Namen trägt und weitaus weniger Bedeutung hat als noch vor 40 Jahren. Damals war die Deubau neben der Constructa in Hannover (die es nicht mehr gibt) und der BAU in München für die Baubranche die dritte große Fachmesse in Deutschland. Die Deubau hatte vor allem für den Großraum NRW/ Ruhrgebiet und auch für viele Bauherren eine große Strahlkraft. Doch mit dem Verzicht einiger namhafter großer Hersteller begann schon in den Neunziger Jahren der schleichende Niedergang der Deubau.
Als breitaufgestellte Baumesse gestartet, konzentriere sich die Deubaukom mittlerweile auf die Themen IT und Industriebau. Das bedeutete, dass man die Neuausrichtung anders verkaufen musste. Bereits 2014 hatte die Messe der Deubau ein neues Profil und den neuen Namen „Deubaukom“ gegeben und sie zu einer Fachmesse entwickelt. Das ist 2016 fortgeführt worden. Mit dem Ergebnis, dass die Besucherzahlen nochmals zurückgegangen sind. Nach Auskunft der Messe kamen 2016 rund 25 000 Besucher, 2014 waren es noch 35 000. Unter anderem spielt das Handwerk auf der Messe kaum noch eine Rolle.
Das Fliesen-Designthema zum Blümchen-Trend dürfte so manchen langjährigen Begleiter der Keramikszene ein Schmunzeln hervorrufen. Jeder kann sich noch an die beige-grünen Fliesen- und Sanitärlandschaften der Siebziger Jahre erinnern, die uns in unserer heutigen Betrachtungsweise wie Badlandschaften aus dem Mittelalter vorkommen.
Seitdem hat sich – glücklicher Weise – eine Menge getan, nicht nur im Messewesen, sondern auch im Design von Keramikfliesen. Obwohl: Blumen auf Fliesen sind nach wie vor „in“, wenn auch mit einer ganz anderen gestalterischen Handschrift. In der Mode spricht man oft davon, dass man oft nur lang genug warten muss, bis ein alter Designtrend wieder aktuell wird (siehe Schlaghose, Röhren-Jeans usw.). Allerdings darf man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die beige braunen Horror-Badezimmer der Siebziger Jhare aktuell wohl nirgendwo mehr auftauchen dürften. Und das ist auch gut so!
Übrigens: Die nächste Deubaukom findet 2018 statt.