Keramik auf der BAU 2019: „Es gibt eine Menge, was es nicht gibt“

Fliesenindustrie glänzt in München erneut durch Abwesenheit

„Vom 1×1-cm-Mosaik bis hin zu XXXL-Abmessungen: Es gibt nichts, was es nicht gibt,“ jubelt die Messe München in einer Vorab-Presseinformation zur BAU 2019 zur Vorstellung des Produktbereiches Fliesen und Keramik. Nun, die Messe muss ihre Veranstaltung verkaufen – da ist es nur logisch und folgerichtig, dass man sein Produkt anpreist und hochjubelt.

Als Brancheninsider weiß man jedoch, dass es in den letzten Jahren um das Thema Fliesen und Keramik auf der größten europäischen Baufachmesse schlecht bestellt ist. Ergo würden wir lieber formulieren „es gibt eine Menge, was es nicht gibt.“ Sprich: Die internationalen Fliesenhersteller glänzen an der Isar mal wieder durch Abwesenheit und bevorzugen ihre Fliesenfachmessen in Bologna und Valencia.

Die gleichen Fliesenhersteller jammern jedoch, dass die Architekten seit Jahrzehnten zu wenig Begeisterung für die Keramik mitbringen und sich lieber auf alternativen Materialien, wie Holz, Glas oder Beton und Naturstein, konzentrieren. Dabei zählt gerade die Zielgruppe der internationalen Planer in München zu einer der wichtigsten Besuchergruppen. Wie will man jedoch neue Kundengruppen erschließen und für ein Produkt begeistern, wenn man durch Abwesenheit glänzt?

Dass dieses schon bei vorangegangenen BAU Messen viel diskutierte Thema auch in 2019 wieder in aller Munde sein wird, beweist ein kurzer Blick in das vorläufige Ausstellerverzeichnis. Bei der Eingabe des Stichwortes „Fliese“ werden sieben Aussteller angezeigt. Neben den beiden deutschen Unternehmen Agrob Buchtal und Ströher zwei spanische Hersteller und die Handelskooperation Eurobaustoff sowie der Remon-Fliesenhandel.

Als einer der wenigen Fliesenhersteller ist die Deutsche Steinzeug in München mit einem eigenen Stand vertreten. Foto: Messe München

Kaum besser sieht es beim Stichwort Keramik aus: mit den beiden Fassadenspezialisten Moeding und NBK finden wir dort nur insgesamt fünf Aussteller. Spötter munkeln, das Agrob Buchtal nur in München zu finden sei, weil Vorstandschef Dieter Schäfer im Fachbeirat der Messe sitzt. Das Engagement von Ströher lässt sich ebenfalls durch die Aktivitäten im Bereich keramischer Fassaden erklären.

Auch Sopro Geschäftsführer Andreas Wilbrand thematisierte das Fernbleiben der Fliesenhersteller auf der BAU auf der letzten Pressekonferenz seines Unternehmens: „Wir bedauern weiterhin die Abstinenz vieler Fliesenhersteller auf dieser weltweit bedeutendsten Baumesse im europaweit stärksten Baumarkt und wünschen uns für die Zukunft eine Rückkehr der großen Keramiker bei künftigen BAU Messen in München, auch wenn wir diese Erwartung in eine lange Reihe gleicher Forderungen in der Vergangenheit stellen müssen. Dieses Thema fokussieren wir bei vielen Branchentreffen und sehen uns im Einklang mit den wesentlichen Vertretern unseres Geschäftes,“ so Wilbrand vor den Journalisten.

Bei der Fliesenbranche scheinen diese Appelle der Zubehörindustrie ebenso zu verhallen wie der Ruf zahlreicher Händlerkunden. Ergo gilt für die Fliesen auch 2019 in München das Motto „Es gibt eine Menge, was es nicht gibt.“

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