Die starken Spannungen auf den internationalen Märkten in den letzten Wochen haben zu erheblichen Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energiekosten geführt (wir berichteten bereits mehrfach). Auch im italienischen Keramiksektor sieht man sich deshalb mit unvermeidlichen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Erholung der Wirtschaftstätigkeit konfrontiert, heißt es dazu in einer Presseinformation des italienischen Herstellerverbandes Confindustria Ceramica. Die italienische Regierung und die Europäische Kommission wurden bereits über die derzeitige ernste Situation informiert und um dringende Maßnahmen gebeten, so der Verband weiter.
Eine Umfrage unter italienischen Keramikfliesenunternehmen zeigt, dass der Preis für Paletten um mehr als 30 % gestiegen ist und dass die Erhöhungen bei den Rohstoffen – Feldspat und Kaolin – zwischen +8 und +12 % liegen. Diese gehen mit stark steigenden Energiekosten einher. Methangas, das Mitte letzten Jahres auf 8 Eurocents pro Kubikmeter gefallen war, hat nun 19 Eurocents erreicht, während der Anstieg der Kosten für CO2-Quoten im Rahmen des ETS-Mechanismus unaufhaltsam ist und von durchschnittlich 24 Euro im letzten Jahr auf derzeit fast 50 Euro gestiegen ist. Diese rasanten Steigerungen sind größtenteils durch Finanzspekulationen bestimmt worden, die, wenn die zuständigen Behörden nicht entschieden gegensteuern, sich in ein klimapolitisches Instrument und eine weitere Steuer für die Unternehmen verwandeln.
Dramatische Situation bei Seefrachten
Besonders gravierend ist die Situation bei den Seefrachtraten, wodurch auch die Gefahr besteht, Anteile am internationalen Überseemarkt zu verlieren: Der Anstieg der Frachtraten geht einher mit Engpässen bei der Verfügbarkeit von Containern und Schwierigkeiten bei der Terminierung von Transporten. Auf den Routen nach Nordamerika, wo sich die größten Volumina der Überseeexporte des Keramiksektors konzentrieren, liegen die Preissteigerungen in der Größenordnung von 80 – 100 %, mit unterschiedlicher Dynamik zwischen Ost- und Westküste und zwischen einzelnen Häfen. Dazu der Verband: “Eine unhaltbare Situation, die durch die Asymmetrien des Neustarts der Weltwirtschaft nach der erheblichen Blockade durch die Abriegelung, die unvollkommene Zirkulation von Containern und ihre Konzentration in einigen wenigen Gebieten der Welt, aber auch durch die Unternehmenspolitik der großen Reedereien verursacht wird, die profitablere Routen bevorzugen und manchmal auf Klauseln (Blankofahrt) zurückgreifen, die die Routen verändern und die Planung der Transporte selbst unsicher machen.”
Der europäische CerameUnie-Verband, in dem die Confindustria Ceramica Mitglied ist, hat die Position des europäischen Verbandes der ESC-Spediteure und anderer globaler Akteure bezüglich einer Überprüfung der Wettbewerbsbedingungen von Speditionsunternehmen geteilt und unterstützt und fordert – unter anderem – eine Überarbeitung der EU-Wettbewerbs-Gruppenfreistellungsverordnung (GVO), um wettbewerbswidriges Verhalten unter den Akteuren der Branche zu vermeiden.