Mehr als eine Million Tonnen Granitsteine exportiert China jährlich nach Deutschland. Diese werden sehr günstig unter anderem in deutschen Baumärkten verkauft, beispielsweise als Pflastersteine, Wandverkleidungen oder Küchenplatten. Am 14.03.2017 berichtete das ZDF-Magazin Frontal 21 in einem Beitrag über die zum Teil skandlösen Arbeitsbedingungen in den chinesischen Steinbrüchen, wo die Arbeiter ohne Gehör- und Augenschutz arbeiten, unter Staublungen leiden und unbezahlte Übestunden leisten müssen. Frontal 21 warf den sechs größten deutschen Baumarktketten (Globus Baumarkt, Hornbach, Bauhaus, Obi, hagebau und toom) vor, diese skandlösen Arbeitsbedingungen wissentlich in Kauf zu nehmen bzw. dagegen zu wenig zu unternehmen.
Kaum ein Käufer weiß, dass die Granitsteine oft unter gesundheitsschädlichen, teilweise sogar lebensgefährlichen Bedingungen hergestellt werden. Das belegen Kontrollberichte und Bilder aus chinesischen Steinbrüchen und Verarbeitungsbetrieben, die Frontal 21 zugespielt wurden und nun erstmals veröffentlicht werden.
Doch in Deutschland geht bisher nur eine der sechs großen Baumarktketten, toom, aktiv gegen solche Verstöße der internationalen Arbeitsschutzpflichten vor. Zwar fordert die Bundesregierung in einem kürzlich beschlossenen Nationalen Aktionsplan die Unternehmen auf, für die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten, bessere Arbeitsbedingungen und Umweltschutz in den globalen Lieferketten zu sorgen. Doch aus Sicht der Expertin für Nachhaltigkeit beim Bundesverband der Verbraucherzentralen sind das lediglich „hehre Absichten“. Denn auf Sanktionen gegen deutsche Firmen werde verzichtet.
Bauhaus versicherte, dass seine Lieferanten Mindeststandards beim Arbeitsschutz einhalten müssen. Dazu gehört auch das Verbot von Kinderarbeit. Globus gab gegenüber dem Fernsehmagazin gar keine Stellungsnahme ab, Hornbach lässt nach eigenen Aussagen vom TÜV kontrollieren. Für die anderen vier Handelsketten kontrolliert ein externen Dienstleister (BSCI) die Arbeitsbedingungen der Lieferanten. Allerdings scheinen schlechte Lieferatnen-Bewertungen dieses Dienstleisters nicht immer die notwendigen Konsequenzen zu haben, wie der Fernsehbericht dokumentiert. Bei der hagebau scheint man mit zweifelhaften Liefranten trotzdem weiterzuarbeiten. „hagebau kennt die Probleme in China, doch das hat bislang keine Kosequenzen,“ resümiert der Fernsehbeitrag.
Nur die Baumarktkette toom war zu einem Interview bereit. Der Chef-Einkäufer versicherte, in Zukunft nur noch bei vertrauenwürdigen Lieferanten in China einkaufen zu wollen, nachdem er selber in Fernost skandlöse Arbeitsbedingungen erlebt hatte. toom will die ganze Lieferkette in China kontrollieren und versichert, dass die Produkte dadurch nicht teuer würden.
Zum TV-Bericht geht es hier.