Bei der EUF Vorstandssitzung auf der Cersaie ging es zum wiederholten Male um Herausforderungen rund um XL-Fliesen. Während mittlerweile mit der Confindustria Italia viele technische Punkte geklärt werden konnten, ist das Thema Transport noch immer für viele Reklamationen nach der Verlegung verantwortlich. „Die Verantwortung für „unsichtbare“ Schäden kann nicht im Verantwortungsbereich des Verlegers liegen, sondern ausschließlich beim Händler bzw. Frächter“, sind sich die Damen und Herren der EUF einig. Hier wird gebeten, das Bewusstsein für die heikle Ware zu schärfen und eventuell auch wirklich nur mehr ausgewählte Transporteure zu beauftragen. Auch in den Zwischenlagern sind bereits Schulungen zum Umgang mit XL-Platten geplant. „Wir halten im Prinzip Platten wie aus Glas in der Hand“, so die Aussage der italienischen Hersteller.
Neue Einteilung und neues Mitglied
Die Einteilung der Großformate in drei verschiedene Gruppen konnte ebenfalls verabschiedet werden. Dies wird auch in den aktuellen Regelwerken in Österreich zeitnah eingearbeitet. So wird es unterschiedliche Anforderungen für L (<3600cm2), XL(<10000cm2) und XXL(<30000cm2) Formate geben. XXL-Platten werden weiters auf Holzuntergründen keine Anwendung mehr finden.
Neu zum Europäischen Verband wird Dänemark stoßen. Hier sind der Beruf und die Ausbildung des Fliesenlegers sehr interessant und hoch qualitativ. Die Lehrer kommen ausschließlich aus der Wirtschaft, sind also selbst Fliesenleger/Unternehmer. Sie wissen daher genau, was gebraucht wird. Die Fliesenunternehmen des Landes bestimmen gemeinsam mit ausgewählten Angestellten die Lehrinhalte und Strategien der Schule. Fix angestellte unkündbare Lehrer gibt es nicht. Je nach Erfolg und Können wird eingestellt und auch wieder entlassen. Die Berufsschulen sind sehr gut ausgestattet und das Personal an den Schulen wirklich motiviert und praxisnahe. Vielleicht liegt hier der Schlüssel zum Erfolg. Der Fliesenleger ist in Dänemark übrigens dem Maurer angeschlossen. Erst nach dem 1. Lehrjahr allgemeiner Bau folgt die Spezialisierung in der Fliese.
Neuer EUF-Partner und neues Austauschprogramm
Ebenfalls ein interessantes Gespräch wurde vom EUF-Vorstand mit der türkischen Fliesenindustrie geführt. „Andere Länder, andere Sitten“ trifft hier 100% zu. So haben türkische Hersteller ihre eigenen Fliesenlegerbetriebe. Es gibt kaum „freie“ Verleger, sondern nur materialzugeteilte Firmen. Wählt man einen „nicht Industrieverleger“, dann gibt es keine Garantie bei Schäden. Die von Herstellerwerken akkreditierten Verlegeunternehmen (welche den Großteil ausmachen) sichern einfache Reklamationsabwicklung und Gewährleistungen. Auch die Ausbildung erfolgt über die Hersteller der Keramik, die Abschlussprüfung wird dann vom Staat abgenommen. Die türkische Keramikindustrie gehört mit zu den Marktführern in Europa, so der Geschäftsfüher Mehmed Mercan.
Ab 2023 wird es ein Austauschprogramm in Europa für junge Fliesenleger geben. Hier haben Unternehmen die Möglichkeit, einen Mitarbeiter 1-3 Wochen in ein anderes Land zum Erfahrung sammeln zu schicken. Als Gegenleistung erhalten sie einen Fliesenleger aus dem Partnerunternehmen. So soll der Beruf interessanter gemacht werden, man von anderen Betrieben lernen können und auch das Thema Fremdsprache in das Handwerk aufgenommen werden. Für österreichische Fliesenleger sind im ÖFV bereits Austauschbetriebe aus Deutschland, Belgien, Holland und der Schweiz, sowie Südtirol gelistet. Bei Interesse, einfach eine E-Mail an office@fliesenverband.at senden.
(mit freundlicher Unterstützung der Keramischen Rundschau)