Die Politik hat die Fliesenindustrie vergessen

Streichung des Spitzenausgleichs bei der Energie- und Stromsteuer ist ein herber Rückschlag

Die Meldungen über Insolvenzen sorgen aktuell in der Fliesenbranche für große Aufmerksamkeit. Sogar das Nachrichten-Portal T-Online hatte über die Insolvenz von Steuler berichtet. Gründe für die Schieflage der deutschen Fliesenhersteller gibt es einige. Dünne Kapitaldecken und eine mangelnde Investitionsbreitschaft sowie der harte Preiskampf im Fliesenmarkt sind da nur einige Erklärungen. Ein Kommentar von Ralf Schanze

Allerdings muss man den deutschen Produzenten zugute halten, dass sie sich in einem unfairen, ja geradezu ruinösen Wettbewerb befindet. Die Unternehmen aus dem Ausland genießen oft großzügige staatliche Förderungen (Italien 40% Rückvergütung auf Gas und Strom im letzten Quartal 2022 und 45% im ersten Quartal 2023. Preisdeckelung und Reduzierung in Spanien und Frankreich). Darüber hinaus haben die deutschen Hersteller höhere Lohnkosten und strengere Umweltauflagen, die zusätzlich Geld kosten.

Und jetzt wirft die Politik der Industrie noch zusätzlich dicke Knüppel zwischen die Beine. Die Koalition streicht überraschend den Spitzenausgleich bei der Energie- und Stromsteuer für die Industrie. Finanzminister Christian Lindner spart mit dem Wegfall der Strom-Subvention 1,7 Milliarden Euro ein. Unternehmen aus energieintensiven Branchen, die bisher bis zu 90 Prozent der Energie- und Stromsteuer erstattet bekamen, reagieren schockiert und üben scharfe Kritik.

So auch die deutsche Fliesenindustrie. „Diese Maßnahme der Bundesregierung steht in krassem Widerspruch zu ihrer Erkenntnis, dass die deutsche Industrie einen Industriestrompreis von 4-6 Eurocent/ KWh benötigt, um international wettbewerbsfähig bleiben zu können,“ so der Bundesverband Keramische Fliesen in einer Stellungnahme gegenüber 1200Grad. Dass die Hersteller von der Aktion der Politik zudem völlig überrascht wurden zeigt außerdem, dass Industrie und Politik anscheinend in keinem engen Austausch über solche wichtigen Fragen stehen.

Eine Feststellung, die auch Dieter Schäfer, Vorstand der Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG, sicherlich unterstreichen kann. Bereits in 2022 hat er zu dem Thema Energiekostenzuschüsse diverse Politiker kontaktiert. Resonanz gleich Null! Dies spiegelt deutlich den Stellenwert wider, den die Keramik und ein Großteil der mittelständischen Industrie in Deutschland bei den politischen Entscheidungen hat. Nämlich keinen! Der deutschen Fliesenindustrie stehe schwere Zeiten bevor.

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