
Deutsche Steinzeug geht in die nächste Sanierungsphase
Interview mit Dieter Schäfer, Vorstand Deutsche Steinzeug (DSCB)
Die erste Etappe in den Restrukturierungsverfahren für die Deutsche Steinzeug (DSCB) und die Tochtergesellschaft Agrob Buchtal ist geschafft. Zum 2. Mai hat das Amtsgericht Bonn die Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung eröffnet. Das Unternehmen arbeitet weiter an seiner Sanierung und kann dabei erste Erfolge vorweisen: So steigt der Auftragsbestand stetig an und liegt aktuell deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreswert. Ein 1200Grad Exklusiv-Interview mit Dieter Schäfer, Vorstand Deutsche Steinzeug (DSCB).
Herr Schäfer, die Sanierung in Eigenverwaltung ist für die Deutsche Steinzeug und Agrob Buchtal jetzt offiziell eröffnet. War das ein beschwerlicher Weg?
Die Eröffnung des Verfahrens war tatsächlich noch einmal ein wichtiger Meilenstein für uns. Bei einer Sanierung in Eigenverwaltung sprechen wir über ein komplexes Verfahren. Das haben alle Mitarbeiter bis zum Vorstand und Geschäftsführung in den vergangenen Wochen erfahren. Die gesamte Mitarbeiterschaft hat mit viel Verständnis, Flexibilität und Engagement einen wichtigen Beitrag zum Weiterbestehen des Unternehmens geleistet. Nur mit dieser Rückendeckung konnte vorangetrieben werden, was von Anfang an angestrebt war: die Produktion aufrechterhalten und erfolgreich am Markt agieren.
Die Eröffnung des Verfahrens war tatsächlich noch einmal ein wichtiger Meilenstein für uns.
Konnte das Vertrauen bei den Kunden und im Handel erhalten werden?
Dass Architekten und Planer, Handel und Fliesenleger sich auch in der Sanierung auf die Deutsche Steinzeug und Agrob Buchtal als Partner verlassen, ist der bemerkenswerten Leistung der Produktion und des Vertriebs und seinem starken Einsatz zu verdanken. Individuelle Angebote und eine offene Kommunikation haben bis heute das Vertrauen, das natürlich kundenseitig in Frage gestellt wird, aufrechterhalten können. Eine extrem wichtige Voraussetzung dafür, in die nächste Phase und Sanierung in Eigenverantwortung weiter gehen zu können war, dass sich unser Auftragsbestand weiterhin positiv entwickelt. Diese Herausforderung ist geschafft, weitere werden sicherlich noch folgen.
Wo stehen Sie jetzt gerade?
Zwar sind die Marktbedingungen aktuell unverändert schwach, aber unser Umsatzplan trägt dieser Entwicklung Rechnung. Der Auftragsbestand steigt stetig an und liegt aktuell deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreswert.
Wie erklären Sie sich die gute Auftragslage?
Die Steigerung kann auf das breite Produktsortiment zurückgeführt werden, mit dem sich die Deutsche Steinzeug und ihre Kernmarke Agrob Buchtal von anderen deutschen Fliesenherstellern unterscheidet. Während Hersteller, die auf den Endverbrauchermarkt abzielen, stark vom Einbruch des Wohnbaus betroffen sind, schneidet die Deutsche Steinzeug im Vergleich etwas besser ab.
Lässt sich das in Zahlen ausdrücken?
Knapp 60% des Auftragsbestands auf dem deutschen Markt entfallen auf das Objektgeschäft. Bei Aufträgen aus dem Ausland beträgt der Anteil sogar 80%, da hier Großprojekte eine größere Rolle spielen.
Wie sieht es in den Werken aus? Laufen alle Öfen?
Die Öfen an allen Standorten laufen nach Plan. Produktions- und Lieferschwierigkeiten konnten zwischenzeitlich behoben werden und wir arbeiten intensiv daran, ohne Einschränkungen produzieren zu können. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den vergangenen drei Monaten über das Insolvenzgeld abgesichert waren, trägt das Unternehmen nun wieder in voller Höhe selbst. Mehr denn je muss jetzt die Realisierung unserer Aufträge, der daraus resultierende Umsatz und darauf aufbauende laufende Geschäftsbetrieb für die Absicherung unserer Zukunft im Fokus stehen.
Die Öfen an allen Standorten laufen nach Plan.
Ein gutes Stichwort: Zukunftsperspektiven. Gibt es die schon für die Deutsche Steinzeug?
Es liegen verschiedene Optionen auf dem Tisch, die aktuell geprüft werden. Dazu zählt auch eine zielgerichtete Suche nach potenziellen Investoren, die das Unternehmen mit frischem Kapital unterstützen. Gespräche mit Interessenten laufen bereits. Parallel arbeiten wir weiter auch an internen Verbesserungen, z.B. in den Produktionsabläufen. Und auch Anpassungen in den Unternehmens- und Kostenstrukturen werden geprüft, um die Deutsche Steinzeug und Agrob Buchtal effizient aufzustellen und fit für die Zukunft zu machen. Die kommenden Wochen werden zeigen, welche konkreten Konzepte wir dann mit den Gläubigern abstimmen und wie wir weiter in die Zukunft planen.
Gespräche mit Interessenten laufen bereits.