Deutsche Baumärkte trotzen 2018 dem Extremwetter

Baumarkthandel in Deutschland erzielt im Geschäftsjahr 2018 einen Gesamtbruttoumsatz von 18,75 Milliarden Euro

Die Unternehmen des deutschen Baumarkthandels sind auch im Geschäftsjahr 2018 weiter auf Erfolgskurs: Mit einem Gesamtbruttoumsatz von 18,75 Milliarden Euro konnte die Branche im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 1,6 Prozent erzielen. Auch auf bereinigter Verkaufsfläche verbuchte die Branche mit 1,3 Prozent ein solides Wachstum, und das bei schwierigsten Wetterbedingungen. Die Marktzahlen gab der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten e.V. (BHB) im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz am 15. März 2018 in Frankfurt basierend auf aktuellen Marktzahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bekannt.

„Das Geschäftsjahr 2018 barg allein durch die bislang wohl einzigartige Wetterkonstellation eine deutliche Herausforderung. Die Kombination aus einem nasskalten Jahresauftakt inklusive deutlich verzögertem Start der Gartensaison und dem quasi fast nahtlos einsetzenden Hitzesommer mit einer extrem langen Dürre-Periode war sicherlich für alle eine schwierige Situation“, betonte Dr. Ralf Bartsch, Sprecher des BHB-Vorstandes. „Insofern ist das Umsatzplus, das die Steigerungen der Vorjahre sogar übertrifft, umso höher einzustufen. Hier haben die Handelsunternehmen der deutschen DIYBranche durch kluge Bevorratung der relevanten Sortimente sowie durch gezielte Aktionen die Entwicklung aufgegriffen und bestmöglich genutzt. Letztendlich konnten die Handelsunternehmen sogar die für 2018 erwarteten Prognosen von 1,3% bzw. 1,0% auf bereinigter Fläche übertreffen.“

2. und 4. Quartal bestimmen das Branchenwachstum 2018

Betrachtet man das Geschäftsjahr 2018, so waren insbesondere die Quartale 2 und 4 für das gute Branchenergebnis entscheidend. Genauer sogar waren es die Monate  April sowie Oktober und November, die mit deutlichen Zuwächsen das Ergebnis in einem sehr heterogenen Jahr sicherten.

Im 1. Quartal mussten die deutschen Bau- und Heimwerkermärkte mit einem Gesamtbruttoumsatz von 3,76 Milliarden Euro einen deutlichen Umsatzrückgang von 7,1 Prozent im Vorjahresvergleich hinnehmen. Entscheidenden Anteil am schwierigen Jahresstart hatte die Geschäftsentwicklung im März: Dieser blieb durchgehend winterlich bis in die Niederungen, so dass hier mit -16,6% sogar ein zweistelliger Umsatzverlust entstand. Dass sich dieses Minus nicht manifestierte, dafür sorgte die Performance der Branchenunternehmen besonders im zweiten Quartal, das mit einem Gesamtumsatz von 6,0 Mrd. Euro (+8,3%) zu Buche steht. Nahezu explosiv die April-Zahlen: Nach dem Rückgang im März registrierten die Händler im vierten Monat 2018 ein Plus von 22%. Bis zum September ist der sogenannte „Super-Sommer“ 2018 dann deutlich in der Statistik zu sehen. Bei Temperaturen, die bereits ab Mai durchgehend in rekordverdächtiger Frequenz die 30-Grad-Marke überschritten, konnten die Umsätze noch bis Juli moderat wachsen, rutschten dann aber ab August ins leichte Minus. Das vierte Quartal (4,36 Milliarden Euro/ + 2,6%) sorgte für ordentliche Nachholumsätze, besonders der Oktober brachte die Branche mit starken +6,3% Zuwachs wieder in die richtige Spur.

Zuwächse bei Bauchemie, Rückgänge bei Fliesen

Beim Blick auf die Sortimentsentwicklungen im Gesamtjahr erzielten die deutschen Bau- und Heimwerkermärkte 2018 laut GfK-Total-Store-Report die höchsten Umsätze mit den Sortimenten Bauchemie/Baumaterial (1,89 Milliarden Euro) sowie Sanitär/Heizung (1,75 Milliarden Euro). Erstmals hat der Sortimentsbereich Gartenausstattung (1,32 Milliarden Euro) die Werkzeuge (1,31 Milliarden Euro) von Platz 3 verdrängt.

Es gab aber auch im Jahr 2018 Kategorien, die Umsatzrückgänge verzeichnen mussten. Dies betrifft die Fliese (-3,6%), den Bereich Wohnen/ Dekoration (-3,0), aber auch die Segmente Bauelemente (-2,4%) und Wand/Boden (-2,3%). Dies dürfte wesentlich auf die wetterbedingte Renovierungsunlust im Super-Sommer 2018 zurückzuführen sein.

Zahl der Baumärkte konstant

Bei der Entwicklung der Vertriebswege stand das Geschäftsjahr 2018, wie zu erwarten, weiterhin im Zeichen der fortschreitenden digitalen Transformation des Handels und der Optimierung der Geschäftsprozesse und Vertriebskonzepte. Dabei ist ein minimales Abwachsen der Flächen und Gesamtverkaufszahl, allerdings keine gravierende Änderung zu erkennen. Zum 1. Januar 2019 zählte die Gesellschaft für Marktund Betriebsanalyse (Gemaba) bundesweit 2.119 Baumärkte mit einer Gesamtverkaufsfläche von 13,276 Millionen Quadratmetern, 13 Märkte und rund 82.000 Quadratmeter Verkaufsfläche weniger als noch zum Jahresanfang 2018 (2.132 Märkte/Gesamtverkaufsfläche: 13,358 Millionen Quadratmeter).

Aufgrund der zahlenmäßig nur geringen absoluten Veränderungen gibt es auch bei den Anteilen der unterschiedlichen Marktgrößen an der Gesamtfläche laut Gemaba keine nennenswerten Verschiebungen. Weiterhin halten hier die Baumärkte mit Innenverkaufsflächen zwischen 5.000 und 7.500 Quadratmetern den Löwenanteil (24%), dicht gefolgt von den Mittelflächen zwischen 3.000 und 5.000 Quadratmetern (21%).

Nach wie vor gilt aber auch für das abgelaufene Geschäftsjahr eine hohe Investitionsbereitschaft der Handelsunternehmen in Aus- und Umbau vorhandener Flächen sowie in die Hard- und Software unterschiedlichster Digitalisierungsprozesse. „Zwei wichtige Tendenzen bleiben in der Entwicklung maßgebend, betont BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst. „Dies ist zum einen die Notwendigkeit, die Vernetzung von stationärer und digitaler Einkaufswelt zu forcieren. Zum zweiten gilt es, die Verkaufsflächen der Zukunft deutlich multifunktionaler zu gestalten“. Wüst sieht dabei eine Entwicklung weg von den traditionellen Warehouse-Konzepten zu Verkaufsflächen, die deutlichen Mehrwert aufweisen -sowohl in Punkto Aufenthaltsqualität wie als Basis für Auswahl, Projektgestaltung oder Schulung. Dies sei in Kombination mit einem qualitativ hochwertigen, bedarfsdeckenden wie inspirierenden Sortimentsportfolio eine ideale Ausgangsbasis um offline-affine (emotionale) Sortimente dem Kunden anzubieten.

„Wenn wir die Kunden weiterhin von unserer Kompetenz und unseren Qualitäten überzeugen wollen, müssen wir uns auf allen stationären wie digitalen Kanälen permanent weiterentwickeln und auch unkonventionelle Wege gehen“, betont auch BHB-Vorstandsmitglied Franz-Peter Tepaß.

E-Commerce-Umsätze mit DIY-Sortimenten auf anhaltendem Wachstumskurs

Wie in den vergangenen Jahren zeigt sich auch 2018 eine zunehmende Kundennachfrage nach DIY-Produkten im Vertriebskanal Online – der Wunsch zum E-Commerce ist auch bei den Heimwerkern und Hobbygärtnern ungebrochen. So setzten der stationäre Handel, der Versandhandel und die Pure-Player in Deutschland nach Angaben der Marktforscher von Teipel Research & Consulting/ IFH im ECommerce 3,68 Milliarden Euro mit DIY-Kernsortimenten im Geschäftsjahr 2017 um. Das bedeutet eine Steigerung gegenüber 2017 (3,29 Milliarden Euro) um 12,1 Prozent. Dabei lagen die Produkte des Heimwerkersortiments in der Gunst der Kunden mit einem Gesamtjahresumsatz von 2,48 Milliarden Euro deutlich vor den Artikeln des Gartensortiments (1,01 Mrd. Euro) und Baustoffen/Baumaterialien (195 Mio. Euro). Der Marktanteil der Bau- und Heimwerkermärkte an den E-Commerce-Umsätzen mit DIY-Kernsortimenten lag 2017 laut Teipel bei 19,3 Prozent, den deutlich größten Marktanteil haben die E-Commerce-Pure-Player mit (leicht gesunkenen) insgesamt 50,3 Prozent. Der BHB rechnet derzeit für den aktuell ermittelten Branchen-Gesamtbruttoumsatz (18,75 Milliarden Euro) mit einem Online-Anteil zwischen 5 und 6%, der dann bei rd. 1 Mrd. Euro liegt.

Potenzial für Umsatzzuwächse 2019 in der Baumarktbranche sieht der BHB insbesondere auf dem Gebiet des privaten Renovierungs- und Wohnungsbaus, der nach wie vor starken Bauwirtschaft, die Handwerk und Baumarkthandel zugutekomme, sowie dem starken Privatkonsum, bedingt durch eine gute Arbeitsmarktsituation mit sicheren Jobs und Löhnen.

BHB sieht Branche auch 2019 auf Wachstumskurs

Auch für das laufende Geschäftsjahr 2019 zeigt sich der BHB optimistisch, der Branchenverband geht dabei von einem Umsatzwachstum auf vergleichbarem Level, nämlich 1,5 Prozent aus. Bei flächenbereinigter Betrachtung erwartet der BHB einen Umsatzzuwachs von 1,3 Prozent. Damit bewegt sich die Prognose durchaus im Rahmen der Gesamtwirtschaftsaussichten. Führende deutsche Wirtschaftsinstitute und Institutionen sehen für 2019 die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts in einer Spanne von 1,0 bis 1,9 Prozent, die meisten Organisationen, Kreditinstitute wie auch die Bundesregierung haben dabei Ihre Prognose aktuell nach unten korrigiert. Gründe für den abgeschwächten Konjunkturverlauf liegen nach Ansicht der Experten in den internationalen Risiken wie den nach wie vor unklaren Brexit-Modalitäten, deutlichen Unwägbarkeiten in den Handelsbeziehungen zur den USA sowie Überschuldungstendenzen in wichtigen EU-Mitgliedsstaaten.

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