Der BDB muss nun beweisen was er kann
VDF stehen schwere Zeiten bevor - Herausforderungen des Marktes sind enorm
Man muss sicherlich kein großer Pessimist sein um schwere Zeiten für den Bundesverband des Deutschen Fliesenfachhandels e. V. (VDF) vorherzusehen. Nachdem bereits Ende des letzten Jahres fünf große Fliesenhändler dem VDF den Rücken gekehrt haben (Mahler, Linnenbecker, Croonen, Baustoff Union Aachen und Köbig) verabschiedete sich nun mit der Saint Gobain Gruppe und bzw. den Raab Karcher Märkten ein weiterer prominenter Name aus dem Verband.
Diesen Schritt hatten viele Brancheninsider bereits befürchtet, denn die Saint Gobain Gruppe bzw. die Raab Karcher Märkte stehen seit geraumer Zeit vor einem Verkauf. Da liegt es nahe, auch verbandliche Verpflichtungen und Verflechtungen zu überdenken.
Einen solchen Aderlass kann kaum ein Verband überstehen, zumal der VDF ohnehin Struktur bedingt nur über relativ wenig Mitglieder verfügt. Es ist zu befürchten, dass der erneute Austritt zudem auf die bestehenden Mitglieder nicht gerade motivierend wirkt und weitere Kündigungen zu erwarten sind.
Dabei hatte der VDF auf seiner letzten Jahreshauptversammlung im März 2019 in Berlin noch eine Menge Optimismus und Zuversicht ausgestrahlt (siehe unser Bericht hier ). Es gab eine Satzungsänderung für den Eintritt von Kooperationen oder deren Fachgruppen sowie für Unternehmen der herstellenden Industrie und sogar ein neues Mitglied (Orion).
Woran der VDF letztlich gescheitert ist, ist Kaffeesatz-Leserei. Sicherlich gab es persönlichen Animositäten zwischen handelnden Personen, Generationen-Konflikte, unterschiedliche Auffassungen über Marktentwicklungen und Marketingstrategien. Und – ganz entscheidend – es gab plötzlich mit dem Bundesverband des Deutschen Baustoffhandels (BDB) und seiner neuen Arbeitsgruppe Fliesen eine Alternative zum VDF!
Jetzt muss der BDB beweisen was er kann und ob er wirklich die neue Perspektive ist, die sich die gewechselten VDF-Mitglieder in der Verbandslandschaft erhoffen. Aufgaben und Probleme gibt es genug. Preisagressive Hersteller drücken aus Polen, der Türkei und Asien auf den Markt, das Internet verändert massiv das Kaufverhalten über alle Handelsstufen, die Nachfrage nimmt stetig ab, der Kostendruck steigt – um nur einige Baustellen zu nennen. Bei diesem Szenario ist es umso wichtiger, dass die Fliesenbranche insgesamt, also Handel und Industrie, mit einer gemeinsamen starken Stimme sprechen.