Cevisama 2020: Mehr Mut zu Farben und Dekoren
Spanische Fliesen-Messe zeigt auch technisch interessante Innovationen
Wer eine Betrachtung über die spanische Fliesenfachmesse Cevisama schreibt, bedient sich angesichts des mediterranen Klimas der Region Valencia gerne gängiger Wettervergleiche. In diesem Jahr schien die Sonne während der Messetage besonders warm vom Himmel. Dies ließe Vergleiche zu sonnigen Aussichten zu, die die spanischen Hersteller angesichts interessanter Innovationen vor sich haben.
Denn die spanischen Hersteller sind in unseren Augen die neuen Trendsetter der europäischen Fliesenindustrie. Bereits in den beiden letzten Jahren deutete sich an, dass sich auf der Cevisama mehr interessante Fliesennovitäten entdecken lassen als auf der Konkurrenzmesse Cersaie in Bologna. Auch in 2020 sahen wir in Valencia zahlreiche ebenso schöne wie auch marktgängige Innovationen. Insgesamt lässt sich dabei mehr Mut zu Farben, auffallenden Dekorationen und ausgefallenen Formaten feststellen.
Trend 1: Mut zu Farben und Dekorationen
Ein schönes Beispiel dafür liefert der Hersteller Apavisa. Am Eingang des Messestandes weckten überdimensionale Fliesen in schrillen Farbkombinationen die Aufmerksamkeit der Messebesucher. Als langjähriger Besucher der Fliesenmessen kennt man diesen Marketingtrick: Die schrillen Designerfliesen werden in der Regel nur als Eyecatcher benutzt, um die Messebesucher an den Stand zu locken. Die „Brot und Butter Sortimente“, die in den Handel kommen, sehen in der Regel ganz anders aus. Umso überraschter waren wir, als man uns am Stand versicherte, dass der Handel zunehmend mutiger bei der Order ausgefallener Farben und Dekorationen wird. Übrigens auch der deutsche Handel, dem die Hersteller gerne nachsagen, dass man sich über die Order diverser Grautöne nicht hinauswage.
Trend 2: Großformate und Marmorimitationen
Das heißt jedoch nicht, dass demnächst die großformatigen floralen Motive und Graffitidekore in deutschen Kojen auftauchen, die wir in Valencia an einigen Messeständen entdeckt haben. Und auch Hexagon-Formate sind nicht jedermanns Sache. Um zwei Dinge kommt man jedoch als Verleger und Händler derzeit nicht herum: das eine sind Großformate, vor allem im Bereich 60×120 und 120×120 cm. Das andere sind Marmorimitationen. Wobei Marmorimitation nicht gleich Marmorimitation ist. Nicht jeder, der auch einen Inkjet-Drucker bedienen kann, schafft es auch daraus eine gute Natursteinimitation herauszuzaubern. Nahe am perfekten Imitat sahen wir z.B. großformatige Marmorplatten aus Feinsteinzeug bei Vives und Roca.
Die Frage, welche Kapriolen der Drang zu den Großformaten noch bringen kann, haben wir schon bei vorangegangenen Messen gestellt. Bei 180 cm scheint der gesunde Menschenverstand bei den meisten Herstellern zum Glück derzeit eine Grenze zu ziehen, auch wenn technisch sicherlich problemlos noch mehr machbar wäre.
Dass nicht alles, was technisch machbar ist auch Sinn macht, erlebten wir am Rocersa-Stand. Dort hat man sich großformatigen Platten für den Galabau verschrieben, spricht Feinsteinzeugplatten in Stärken von 10 und 20 mm. Auf unser Frage nach dem Gewicht erläuterte uns der Hersteller etwas kleinlaut, dass schon die 10 mm Variante in 120×120 cm rund 54 kg wiegt! Ein Galabauer mag das normal finden, ein Fliesenleger wird spätestens hier die Notbremse ziehen.
Trend 3: Verbesserte Glasuroberflächen
Doch nicht nur im Bereich Gestaltung setzen die spanischen Hersteller Zeichen. Auch bei den technischen Entwicklungen der Keramikproduktion zeigten einige Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit.
Besonders bei den Glasuren und Oberflächen sahen wir in Valencia interessante Weiterentwicklungen. So ist es einigen Herstellern, wie z.B. Keraben, gelungen, glasierte Feinsteinzeugoberflächen mit erhöhten Trittsicherheitswerten zu produzieren, die im Bereich von R10 und sogar R12 liegen sollen. Darüber hinaus gab es in Valencia Metallic- und Lappato-Effekte zu bestaunen, die den Feinsteinzeugoberflächen neue Ausdrucksstärke verleihen und die Haptik der Oberflächen verändern. Einige Hersteller setzen Kobalt als Pigment für Metallic-Effekte ein, sogar Leuchtpigmente sind inzwischen als Beimischungen möglich.
Rocersa zeigte mit dem Dry Digital System sogar eine ganz neue Produktionsmethode für unglasierte Bodenfliesen. Der Scherben wird dabei in einer Presse in additiven Schichten hergestellt Jeder dieser Schichten kann aus verschiedenen Materialien bestehen und mit einem exklusiven Design in jeder einzelnen Schicht versehen werden. Die Designoberfläche wird mit Hilfe eines digitalen Verfahrens aufgetragen. So lässt sich auch unglasiertes Feinsteinzug für hochfrequentierte Bereiche mit allen erdenklichen Designs versehen. Mehr Infos dazu hier.