62.943 Besucher, davon 38% aus dem Ausland: Das ist die Bilanz der Cersaie 2021. Mit der in diesem Jahr „reduzierten“ Weltleitmesse für Baukeramik und Badezimmereinrichtung richteten sich 2021 dennoch große Erwartungen der Branche nach Bologna. Als Startschuss für eine neue Normalität sollte der erste Branchenevent in Präsenz seit März 2020 die Zeit nach der Pandemie und die Erholung der italienischen Wirtschaft einläuten und die Stärke des weltweit anerkannten „Made in Italy“ demonstrieren.
Ob das gelungen ist, wird die Auswertung des Messegeschäfts zeigen. Der Eindruck bei den vielen Gesprächen mit den Ausstellern war, dass die Besucher ein konkretes Interesse hatten und z.T. auch auf der Suche nach einer Lösung für ein bestimmtes Objekt waren. Einen “Betriebsausflug” zur Messe leisteten sich die Branchenfachleute dieses Mal nicht. Trotz der geographischen Nähe und der damit verbundenen Flexibilität reisten deutlich weniger Fachbesucher aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz an, als in den vergangenen Jahren. Darin waren sich die Aussteller einig.
Trotzdem waren die Hallen mit 56% der Besucher aus 2019 – nach Angaben der Messeleitung – relativ gut besucht.Die Branchenshow bot dieses Jahr mit insgesamt 623 Ausstellern, davon 238 (38%) aus 28 Ländern, die Plattform für einen Überlick über Trends und Neuheiten und für den klassische Austausch unter Industrie, Handel und Verarbeiter. Dabei wurde eine Ausstellungsfläche von 150.000 Quadratmetern belegt.
Zum Vergleich die Eckdaten 2019:
Besucher: 112.340, davon mit 52.997 rund 50% aus dem Ausland.
Belegte Ausstellungsfläche: 161.000
Aussteller: 889, davon 342 ausländische
Bunter „Mix and Match“
1200Grad hat sich auf der Messe umgesehen. Einige Eindrücke stellen wir in loser Folge für Sie zusammen. Der Trend zu farbenfrohen Designs setzt sich fort. So ergänzen zum Beispiel großflächig angelegte Serien im Tapetenlook die neutral gehaltenen Kollektionen in Grau-, Beige oder Brauntönen in Beton- und Holzoptik oder Steininterpretationen. Nach dem Motto „Mix and Match“ darf dabei bei vielen Herstellern serienübergreifend kombiniert werden. Neben den XXL-Formaten sind auch kleine Fliesenabmessungen in der Kombination gefragt.
Neue, attraktive Hallen
Viele Hersteller sind umgezogen, denn mit den Neubauten der letzten Jahre konnte auch eine eindeutigere Zuordnung nach Kategorien erfolgen. Die drei drei neuen Hallen (29 und 30 in 2019, 37 in 2021) haben Bewegung in den Kampf um die besten Hallenplätze gebracht.
Marazzi Gruppe jetzt in Halle 37
Ein Beispiel: Marazzi zog aus dem angestammten Platz in Halle 19 in die zentral gelegene Halle 37 um und belegte dort mit drei Ständen eine komplette Frontseite der hellen und großzügigen Halle mit 14.000 qm Ausstellungsfläche für Architekturkeramik.
Im Gespräch mit 1200Grad freute sich Claudio Martignani, Vertriebsleiter der Marazzi Group, darüber, mit der Cersaie wieder zur Normalität zurückzukehren. Viele Kunden aus dem deutschsprachigen Raum seien dieses Jahr gar nicht oder mit kleineren Delegationen zur Messe angereist. Daher wurde am Donnerstag und Freitag eine Live-Übertragung vom Messestand organisiert, um auch die „Fernbleiber“ zu erreichen.
Alle drei Stände waren ausschließlich mit Neuheiten gestaltet. Die Marke Ragno präsentiert am Stand unterschiedliche Räumlichkeiten und erobert mit Wohnzimmer & Co neue Flächen für die Fliese über den klassischen Verwendungszweck in Bad und Küche.
Formate, Farben und Strukturen aller Serien können auch hier untereinander kombiniert werden. So passen zum Beispiel die Fliesen mit der Struktur eines Wandputzes zu den Marmorinterpretationen oder zur Fliesentapete.
Lust auf Farbe und Muster macht die Tapetenoptik „Fior di Pesco“). Das Dekor wird im Dreibrandverfahren auf der Linie in 3 D digital glasiert. Hier finden Sie das 1200Grad Video-Interview mit Claudio Martignani, Verkaufsleiter Ragno am Messestand.
Halle 18- Contract für Planer
Das Schaufenster für Baukeramik soll auch potenzielle Verbraucher, sprich private und öffentliche Bauherren, Architekten und Planer, von den Vorteilen keramischer Beläge überzeugen.Darauf zielte insbesondere die neue Contract-Halle 18 ab, die dem Objektbereich gewidmet war.
Dabei ging es um die Themenkreise Küchen, Oberflächen für den Innen- und Außenbereich, Beleuchtungstechnik und Domotik und Outdoor und Wellness. Beteiligt waren international anerkannte Architekturbüros (NOA* Network of Architecture – Bozen und Berlin; Archea Associati – Florenz; Archilinea – Sassuolo (Modena); Caberlon Caroppi Architetti Associati – Mailand; Iosa Ghini Associati – Bologna; Lombardini22 – Mailand;; One Works – Mailand; Pininfarina Architecture – Turin; Studio Bizzarro e Partners – Ravenna und THDP – London (UK).
Geometrische Spielereien auf der Fliese
Mediterrane Lebensfreude und ein Gruss von der Amalfiküste bringen die handdekorierten Fliesen von ma.vi Maioliche Vietresi srl auf rotem Scherben mit. Das 1983 gegründete Familienunternehmen aus der Gegend von Salerno hat mit Classico, Foglie und Geoboard neue Serien in zeitgenössischem Design vorgestellt, die im Format 50×50 cm mit geometrischen Formen spielen.
Die 2020 mit dem ADI Design Index ausgezeichnete Serie Alfabetile wurde von den Designern Clara Nardiello e Daniele als Hommage an die Bauhaus-Kultur entworfen. Mit dem Alphabet auf Fliesen können in geomtrischen Formen verschlüsselte Buchstaben zu Botschaften an Wand und Boden gestaltet werden. Das Unternehmen ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch nicht vertreten. Einen Eindruck vom Messestand finden Sie im Video hier
Digitalisierung
Die Pandemie hat Marktentwicklungen beschleunigt. So hat die Digitalisierung einen gewaltigen Schub erlebt. Das war auch auf der Cersaie spürbar.
Die Irisgruppe setzte auf eine regelrechte digitale Erlebniswelt am großzügig konzipierten Gemeinschaftsstand der Gruppe, an dem die Marken Ariostea, Fiandre, FMG, Iris, Porcelaingres und Sapienstone vertreten waren. Begleitet wurde das digitale Konzept wie bei vielen anderen italienischen Herstellern mit „Heimvorteil“ durch Veranstaltungen im Werk.
Neue Technik: Oberflächen können in 3D digital glasiert werden und so zum Beispiel die Höhen und Tiefen einer Holzstruktur wiedergeben oder Fliesen mit „Tapetenmuster“ nicht nur optisch, sondern auch haptisch gestalten.